SPANNUNG UND FOKUS
Die klassische Vorwärtsbewegung:
Impuls: „Ich will (etwas)“
Die klassische Vorwärtsbewegung ist stark zielorientiert – das bedeutet, dass unsere körperlichen Aktionen klar ausgerichtet und direkt ausgeführt werden. Aggression ist dabei ein grundlegendes Prinzip, das uns kraftvoll und schnell agieren lässt, wobei Aggression keine Emotion sondern eine Verhaltensweise ist.
Wenn wir unsere Ziele nicht problemlos erreichen können, sind Emotionen notwendig, um die Dringlichkeit des Zieles zu kommunizieren bzw. um unsere Umwelt überhaupt erst darauf aufmerksam zu machen, dass wir ein bestimmtes Ziel verfolgen. In der klassischen Vorwärtsbewegung sind es die Emotionen Ärger, Zorn und Wut.
ENTSPANNUNG UND ZULASSEN
Das Innehalten:
Impuls: „Ich habe (alles) was ich will“
In sich selbst ruhen und sich erlauben zu verweilen, um das Schöne in und um uns wahrzunehmen – glücklich und ausgeglichen zu sein und Freude ohne „schlechtem Gewissen” empfinden zu können.
Emotionen, die diesem Zustand zuzuordnen sind, sind das Glücklichsein und die Freude, wobei die Freude je nach Ausprägung auch in eine starke Vorwärtsbewegung übergehen kann, die aber aus einer Zufriedenheit entspringt – im Sinne von „ich mag das, was ich habe bzw. sehe und möchte es genießen“ ohne mehr davon haben zu wollen (im Gegensatz zur Lust).
FLUCHTVERHALTEN
Die klassische Rückwärtsbewegung
Impuls: „Ich will (etwas) nicht“
Das Fluchtverhalten wird von Angst oder Furcht ausgelöst. Angst ist eine Emotion, die aus Ungewissheit und Anspannung entsteht, die durch eine in der Vergangenheit eingetretene oder durch eine erwartete Bedrohung (z. B. Schmerz, Verlust, Tod) hervorgerufen wird. Angstauslöser kann auch die Erkenntnis des Ausgeliefertseins oder eine Desorientierung sein.
Furcht ist eine Reaktion auf eine konkret fassbare Gefahr und ist meist rational begründbar –Furcht ist somit spezifischer als Angst und hat einen bestimmten Auslöser – es handelt sich also um eine zielgerichtete Angst.
PROZESS DER TRAUER
Die erzwungene Rückwärtsbewegung
Impuls: „Ich will etwas, das ich nicht bekomme“
Der Prozess der Trauer – Gegenwehr, Resignation, Traurigkeit, Klärung – tritt als Reaktion auf einen Verlust bzw. auf ein negativ, schmerzliches Ereignis auf. Durch die Trauer können wir das Erlebnis verarbeiten, Vergangenes loslassen und die neue Situation akzeptieren lernen.
Bei der Traurigkeit bauen wir die Spannung, die durch die Gegenwehr entstanden ist, ab und wenden uns uns selbst zu. Im Zuge dessen sind wir in der Regel sehr anlehnungsbedürftig und suchen den Kontakt zu Freunden. Zunehmend besinnen wir uns aber wieder auf unsere Stärke und enden in einem ruhigen, geklärten und erleichterten Zustand.
MOTIVATION
Die spezielle Vorwärtsbewegung
Impuls: „Ich will mehr (von etwas)“
Beim Themenbereich Motivation handelt es sich um Emotionen, die ihren Ursprung im Verweilen (Glücklichsein und Freude) haben. Sie können als Steigerungsform der Freude verstanden werden: Haben wir beim „Verweilen“ den Leitsatz: „Ich habe (alles) was ich will“ wird dieser bei Lust im Prinzip auf „Ich habe (alles) was ich will und möchte mehr davon!“ abgeändert – und durch dieses Mehr-Wollen halten wir nicht inne, sondern gehen in ein fokussiertes und aggressives Verhalten über. DAs hilft uns dabei, etwas anzugehen bzw. bei der Sache zu bleiben, Entscheidungen zu treffen und Ziele schneller zu erreichen.
Sehnsucht ist eine Wunsch-Form vom Glücklichen. Sexuelle Lust ist von einem „Nicht-genug-Bekommen“ geprägt, generelle Lust vom „Tun-Wollen“.
VERMEIDUNG
Die erzwungene Vorwärtsbewegung
Impuls: „Ich will (etwas) nicht, muss es aber von mir stoßen“
Wenn wir eine Unannehmlichkeit oder Bedrohung erwarten, die von Personen, Dingen, Situationen etc. ausgeht, ist hinsichtlich der Basisrichtungen zu erwarten, dass wir entweder mit aggressivem Verhalten (Vorwärtsbewegung) oder mit Flucht (Rückwärtsbewegung) reagieren. Eine dritte Möglichkeit ist das Vermeiden – ein Verhalten, das wir einsetzen, um mögliche Gefahrenquellen auf Abstand zu halten bzw. um ihnen aus dem Weg zu gehen. Es findet also kein direkter Angriff statt, noch laufen wir davor davon oder erstarren
Ekel ist ein wichtiger Schutzmechanismus mit reflexartigem Charakter.
Abscheu ist eine abgeschwächte Form von Ekel und hat keine instinktive Komponente. Es besteht dabei auch keine gesundheitsschädliche Bedrohung, sondern es geht um individuelle Beurteilung von Objekten, Menschen oder deren Verhalten.
Verachtung signalisiert eine subjektive Überlegenheit gegenüber einem Anderen oder bestimmter Verhaltensweisen, die oft auf Vorurteilen basiert.
REFLEXION
Die spezielle Rückwärtsbewegung
Impulse: „nicht genug/richtig sein“, „nicht wissen, was ist (bzw. kommt)“
Bei Reflexion handelt es sich um Emotionen, die entstehen, wenn eine Diskrepanz zwischen dem Ist- und dem Soll-Zustand besteht bzw. zwischen einem Möglichkeits- und einem Soll-Zustand. Diese Emotionen gehören im weiteren Sinne zum Themenkreis „Fluchtverhalten“, weisen aber kaum eine Rückwärtsbewegung auf.
Scham ist eine durch eine Verletzung der Intimsphäre entstandene Bloßstellung, eine Verlegenheit durch (scheinbar) erfolgloses, unsittliches oder ungeschicktes Handeln oder entsteht durch eine (vermeintliche) Verfehlung oder Unzulänglichkeit.
Schuld ist eine Diskrepanz zwischen unserem ideellen Selbstbild und dem Umstand, etwas falsch oder schlecht gemacht zu haben.
Sorge ist eine Zustand der Ungewissheit, in dem wir in Gedanken vom Schlimmsten ausgehen, um uns auf einen mutmaßlichen Schadensfall vorzubereiten.
WEITERE EMOTIONEN
Vergleichen wir die Emotionsarbeit mit der Malerei, haben wir mit den beschriebenen Emotionen unseren Malkasten komplett – die Farben können nun auf die Leinwand aufgetragen werden, oder wir mischen sie, um weitere emotionale Schattierungen und Nuancen zu erzielen. Somit ergibt sich für das Schauspiel eine Vielzahl an Variationen, wie wir den Gefühlsausdruck einer Situation oder Grundstimmung anpassen können.